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18.10.2007,
Moskau:
Back in the
CCCP!
Russland - England
2:1 (0:1)
(Teil II)
Unser Rückflug startete erst
22.40 Uhr und so hatten wir noch den ganzen Donnerstag für Tourismus zur
Verfügung. Erster Anlaufpunkt war natürlich der Rote Platz. Auf dem Manegenplatz
war in der Ecke zwischen Historischem Museum und Alexandergarten der Einlass für
den Besuch bei Lenin (Mo – Do und Sa von 10 bis 13 Uhr). Zehn Minuten Wartezeit,
dann ab zur Kamera Chanenya (Gepäckaufbewahrung) und Tasche, Fotoapparat und
Handy abgegeben und schon konnte man ins Mausoleum. Diesmal erlebte ich – im
Gegensatz zu 1981 – den Klassiker nicht in einer endlosen Schlange, sondern in
kuscheliger Dreisamkeit. Stehenbleiben war trotzdem nicht gestattet.
Anschließend ging es an der Kremlmauer an den Gräbern bekannter Leute vorbei.
Bei dieser Gelegenheit konnte ich mir ein Schmunzeln bei der Vorstellung nicht
verkneifen, jemand ohne Kenntnisse der kyrillischen Schrift stände dort (die
Namen auf den Grabplatten waren nur in Russisch); aber irgendwie müssen die
zahlreichen Touristenführer, die ihre Führungen zumeist in Englisch anbieten, ja
ihr Geld verdienen. Anschließend drehten wir eine Runde durchs Gosudarstweny
Universalny Magasin (GUM), das heutzutage überwiegend mit Boutiquen für den
gehobenen Geldbeutel gefüllt ist. Für einen Kaffee (ca. 80 Rubel = 2,30 €) und
einen Blick auf die interessante Architektur reichte es trotzdem. |
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Zwischen Historischem Museum und Alexandergarten
ist der Zugang
zum Mausoleum. Taschen, Fotoapparate etc. mussten leider
abgegeben werden, so dass der Besuch bei Lenin und den Gräbern an
der Kremlmauer unkommentiert bleiben muss.
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Historisches Museum |
Basilius-Kathedrale und Spasski-Turm
Lenin-Mausoleum
Gosudarstweny Universalny Magasin = GUM |
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Aus dem Nobelboutiquenbunker GUM guckt
man direkt zu Lenin rüber... |
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Grabmal des unbekannten Soldaten mit der ewigen
Flamme
Denkmal für Marschall Shukow
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Wir bummelten weiter über
die Twerskaya, eine der vom Zentrum stadtauswärts führenden
Hauptstraßen, die früher nach Gorki benannt war. Im Hotel "Zentralnaya", dem
früheren "Lux", in dem in den 30er Jahren viele deutsche Emigranten (z.B.
Walter Ulbricht, Wilhelm Pieck, Herbert Wehner) wohnten, entdeckten wir ein
Café, das den Stil jener 30er Jahre bewahrt hat, und in dem es liebevoll
zubereiten Kaffee verschiedener Art gibt. |
Café im
Hotel "Zentralnaya" |
Auch auf der Twerskaya... - Filiale der Alfa-Bank
*g* |
Weiter ging es bis zur Metro "Puschkinskaja“
und von dort zur Lomonossow-Universität auf den Worobjowy Gory
(Sperlings-, früher Lenin-Berge). Da sich inzwischen der Himmel wieder in
gastfreundlichem Blau präsentierte, betrachteten wir auf einer Parkbank
sitzend eine ganze Weile den Autoverkehr auf der vorbeiführenden
sechsspurigen Straße. Von einigen Ladas abgesehen, unterscheidet sich der
Automarkenmix in Moskau nicht von dem einer westlichen Großstadt. Höchstens,
dass ich noch nie so viele Landcruiser, S-Klassen u.ä. Nobelkarossen in
dieser Häufigkeit gesehen habe. Offensichtlich haben die letzten 17 Jahre zu
einer starken finanziellen Polarisierung in Russland gesorgt, so dass neben
den vielen "kleinen Leuten" im ursprünglichen Kernland des Kommunismus eine
üppige Upper class existiert. |
Eine der schier unendlichen Rolltreppen
in der Moskauer Metro
Lomonossow-Universität |
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Wir förderten den einheimischen Handel, in dem
wir auf dem Arbat so einige Mitbringsel (T-Shirts, Jacken) für die Kinder
kauften, bevor wir zum Abschluss dieses Touristentages, der mächtig in die
Beine ging, noch einmal zum Roten Platz fuhren. Der bietet in der Dunkelheit
ein faszinierendes Lichterschauspiel, wobei das illuminierte GUM ein
bisschen an Weihnachten erinnert. |
Dann hieß es "Do
swindanja, Moskwa" und wir nahmen ab "Retschnoi Woksal" wieder
das Marschrutka nach Sheremetyevo II. Fahrgäste waren u. a. drei junge
Russen, die schon ganz schön Wodka getankt hatten, mit einer großen Flasche
und Plastebechern weiterbecherten und lautstark diskutierten. Plötzlich
fragten sie mich um meine Meinung zu dem mir völlig unbekannten Thema. Meine
Reaktion "Sorry, no Russian" löste eine Einladung zu Wässerchen und Wurst
aus. Dem stark dialekt- und wodkagefärbten Wortschwall entnahm ich, nur
Bruchstücken nach unserem Woher und Wohin, aber irgendwie schaffte ich paar
Antworten. Leider scheiterte mein Gegenüber am verstehenden Hören, was aber
– wie ich beruhigt feststellte – nicht an meinem Russisch, sondern an seinem
Zustand lag, denn die anderen Mitfahrer verstanden mich recht gut und
versuchten ihrerseits, den guten Jungen aufzuklären.
Rückflug und Heimfahrt
(Das Auto hatten wir in Schönefeld bei EKS-Parken (www.eks-parken.de)
relativ preisgünstig untergebracht.) waren unspektakulär und ich war froh,
nachts halb drei endlich an der Matratze horchen zu dürfen.
Fazit der zwei Tage:
Vergesst alle bösen Geschichten über Moskau! Es ist eine ganz normale
Großstadt, in der man nicht gefährlicher unterwegs ist, als etwa in Paris
oder Köln, und in der man mehr oder weniger (eher mehr) Geld ausgeben kann.
Allerdings ist es sehr hilfreich, die kyrillische Schrift lesen zu können,
sonst steht man sicherlich häufig etwas hilflos da. Interessant: Die alten
Vokabeln vom über zweieinhalb Jahrzehnte zurückliegenden Russischunterricht
kamen in diesen zwei Tagen immer mehr aus den verstaubten Gehirnwindungen
hervorgekrochen, das Verstehen war relativ einfach. Und Moskau hat, auch
oder gerade wenn man Lissabon, Madrid, London, Kopenhagen, Rom … schon
kennt, eine besondere Ausstrahlung – aber vielleicht liegt das auch an
meiner RGW-Herkunft *g* –, die uns zu dem Entschluss gebracht hat, nicht
wieder 26 Jahre bis zum nächsten Besuch zu warten. |
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I
Alle Fotos: Uwe Kaiser (C)
2007
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