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2010/11: Millwall - Ipswich 2:1
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15.01.2011

In der Höhle der Löwen:

Millwall FC - Ipswich Town 2:1 (1:1)

Winterpause und guter Flugpreis - also auf nach London. Diesmal wollten wir Millwall gegen Ipswich sehen. Die Boeing 737 hatte zwar ganz nette Farben, diesmal aber auch eine Stunde Verspätung ab dem Zentralflughafen Berlin-Schönefeld. Der Bus von Stansted kam perfekt durch und so waren wir 13 Uhr an der Liverpool Street Station. Unser Hotel - Onlineschnäppchen "Crown Plaza" Shoreditch - lag nur 10 Fußminuten entfernt, aber trotzdem war es nach dem Einchecken bereits kurz vor halb 2. Da an diesem Wochenende zudem etliche U-Bahnlinien wegen Bauarbeiten nicht oder nur unregelmäßig verkehrten, nahmen wir ein Taxi zum Stadion (Preis dank Hotelvermittlung: 20 £ Flatrate). Der Straßenverkehr war sehr überschaubar und so trennte uns bereits 15 Minuten später nur noch ein kurzer Fußmarsch - die Bolina Road war wegen des Spiel gesperrt - vom Stadion.
Ohne Taxis nimmt man die "Overground" (kann man mit dem Tube-Tagesticket benutzen) von Whitechapel bis Surrey Quays und läuft dann ca. 15 min zum "Den". Der Bahnhof South Bermondsey liegt noch näher am Stadion, aber wie es da mit einer Zugverbindung evtl. ab Victoria Station aussieht, weiß ich nicht.

Die Spielstätte von Millwall, "The (New) Den" (seit einiger Zeit lässt man das "New" weg), liegt in South Bermondsey eingezwängt zwischen zwei Eisenbahnstrecken in einem Industriegebiet, dessen Charme und Chic in direkter Konkurrenz mit dem der Mondrückseite stehen. Das Stadion selbst, das vor einigen Jahren das alte "Den" ablöste, ist allerdings ein feines 20.000-Mann-Schmückstück: 4 Einzeltribünen jeweils mit Ob- und Unterrang, modern, aber trotzdem typisch englisch. Dank des schnellen Transports hatten wir genügend Zeit für den Fanshop und für ein Mittagessen (fettiger Burger mit Zwiebeln). Die Tickets kosteten 27 (Vollzahler) und 13 GBP (u16) für den Lower West Stand. Einlasskontrollen beschränkten sich - wie üblich - aufs Ticket.


Größere Kartenansicht


Bahnunterführung in der Bolina Rd


Blick von der Zampa Rd


Gelegenheiten zum Geldausgeben vorm Stadion


Der Name "Cold Blow Lane End" wurde von der
Endtribüne des alten "Den" übernommen


Engpass: Immer wieder erstaunlich, wo man
durchkommt, wenn man zum Fußball will


Noch eine Unterführung: Zufahrt Stockholm Rd

Vor ca. 12.000 Zuschauern entwickelte sich ein über die ersten 80 min hinweg recht einseitiges Spiel: Die "Lions", seit Saisonbeginn wieder in der 2. Liga, dominierten und fuhren einen Angriff nach dem anderen. In der 18. min gab es das vom FCC bekannte Szenario "Wir spielen, der Gegner trifft": Ipswich war per Konter einmal richtig vorn, der Stürmer schien schon nach rechts abgedrängt und versuchte in letzter Verzweiflung irgendwas zwischen Flanke und Schüsschen - eigentlich harmlos, aber der Ball trudelte zur Freude der 1000 mitgereisten Gästefans am Torwart vorbei ins lange Eck (25. min). Danach hatten die "Tractor boys" noch zwei dicke Chancen (einen Lattentreffer und einmal aus 5 m unbedrängt übers Tor), die sie aber ebenso kläglich vergaben, wie Millwall seine drei Hundertprozentigen auf der anderen Seite. Quasi mit dem Halbzeitpfiff fiel aber der verdiente Ausgleich, als Schofield frei aus 20 Metern den Ball ins Netz hämmerte! Ausgleich!!! Und fast wäre noch in der Nachspielzeit der Führungstreffer gelungen, aber Torjäger Morison tat es seinem Ipswich-Pendant Priskin gleich und schoss freistehend aus Nahdistanz über die Querlatte. Bemerkenswert war, dass das Publikum faktisch jeden Angriff, jeden Zweikampf mitging und wirklich eine situationsbezogene, tolle Stimmung herrschte.

Nach der Pause blieb alles unverändert, Millwall stürmte, Ipswich verteidigte zumeist sehr effektiv, geriet aber immer häufiger in der Abwehr in Unordnung. Eine Viertelstunde vor Schluss gab es endlich den verdienten Lohn, als Morison, der insgesamt einen durchwachsenen Tag hatte, wie ein Habicht in den Hühnerhaufen fuhr und die misslungene Abseitsfalle mit dem umjubelten 2:1 bestrafte. In den letzten 10 Minuten gab es die Einseitigkeit anders herum, als sich die "Löwen" am eigenen Strafraum eingruben. Aber Forde machte mit 2, 3 guten Paraden seine Vorpausen-Wackler wieder wett. Höhepunkt der Dramatik in der Nachspielzeit: Morison bekommt an der Mittelinie einen langen Ball, aber anstatt den freistehenden Theo Robinson anzuspielen, traf er den einzigen Spieler von Ispwich, der sich außer dem Torwart in der eigenen Hälfte befand. Prompt kam der Ball wieder in Millwalls Strafraum und Forde musste gegen einen frei durchgelaufenen Stürmer sein ganzes Können zeigen. Dann war Schluss, Millwall hatte gewonnen, wir waren hochzufrieden und aus den Lautsprechern ertönte traditionell "Rockin’ All Over the World" von Status Quo.


Der nächste Morgen startete mit einem phänomenalen englischen Frühstück (bei rechtzeitiger Buchung inklusive) im "Globe restaurant" des Hotels und einem herrlichen Blick auf die Londoner City.

Danach gab es noch bisschen Stadtbummel und Kultur bei Madame Tussaud und ihren Prominenten, bevor wir die restliche Zeit mit dem üblichen Einkaufbummel verbrachten. Das blau-gelb-weiße Flugzeug hatte heimwärts übrigens nur eine halbe Stunde Verspätung.


Picadilly Circus

Baker Street - das sind die Wachsfiguren bei Madame
Tussaud, Sherlock Holmes in der No. 221b
und der kürzlich verstorbene Gerry Rafferty

Alle Fotos: U. und M. Kaiser (C) 2011

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