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Februar 2011: Auf Malta: Spiele auf Beton - ein Ausflug in die Vergangenheit Bis Ende der 70er Jahre zitterte ganz Europa
bei Auslosungen zu EM- und WM-Qualifikationen vor einem Namen: MALTA! Weniger
aus Angst vorm maltesischen Fußball, sondern der Schrecken trug den Namen "Gzira
Stadium" (im Stadtplan auch als "Empire Stadium" bezeichnet). Da sich der
maltesische Verband mit den Vereinen überworfen hatte, die einen Rasenplatz
besaßen, wurden mit Duldung von FIFA/UEFA die Länderspiele auf dem
betonähnlichen Boden des "Empire Stadiums" in
Gzira
ausgetragen. Die DDR spielte 1977 und 1981 in Gzira (oft wird in den Statistiken
Valetta als Spielort genannt, aber das ist - obwohl rund um Valetta alle Städte
nahtlos ineinander übergehen - falsch) und gewann 1:0 und 2:1. Bei dem 81er
Spiel erzielte Schnuphase den Ausgleich per Strafstoss. Unvergessen die
Reportage beim Qualifikationsspiel zur WM 1978, als die Radioleitung aus Malta
nicht funktionierte und Heinz-Florian Oertel kurzerhand in einem der
benachbarten Wohnhäuser klingelte und das Spiel via Telefonleitung vom Fenster
aus kommentierte.
Qormi FC - Sliema Wanderers 0:4 (0:2) Von den Spielen des Wochenendes - die Play offs (die besten 6 Teams der Liga) bzw. Play outs (die 4 schlechtesten gegen den Abstieg) hatten gerade begonnen - wählten wir das Flutlichtspiel Qormi FC - Sliema Wanderers am Montagabend. Nicht ganz unerheblich für die Wahl waren die Sliema Wanderers, die noch aus dem seligen UEFA-Cup bekannt waren. Erster Planungsschritt war das Ermitteln der Spielstätte, denn nicht jeder Verein spielt jedes Spiel in seinem Stadion, sondern etliche Spiele finden z.B. im Nationalstadion in Ta Qali statt. Wir mussten - so die Auskunft im Tourist Office - ins Stadion von Hibernians nach Paola. Dank eines gut funktionierenden Linienbussystems (wir hatten gleich die passenden Linien mit erfahren) sollte die Anfahrt kein Problem sein. Sollte... Im Bus fragten wir den Fahrer nach der passenden Haltestelle und er nickte wissend und schickte uns an eine Haltestelle ins Freie. Gegenüber befand sich auch ein Stadion - allerdings das in Marsa, das falsche.
Also zurück, nächsten Bus genommen und den Fahrer ausdrücklich nach dem Hibernians Ground in Paola gefragt. Er überlegte kurz, nickte wissend und sagte uns an der Haltestelle noch die Richtung. Da wir schon etwas skeptisch waren, hielten wir regelmäßig rechts und links nach Flutlichtern Ausschau und erblickten plötzlich links von uns helle Lichter, die etwas entfernt waren. Also Kurskorrektur und nach einem größeren Bogen waren die Flutlichter nicht mehr zu sehen, aber wir standen im Zentrum Paolas vorm Vereinshaus - man sollte besser Vereinskneipe sagen - des Hibernians FC. Dort würde uns man doch den Weg sagen können! Der Kneiper zeigte uns die richtige Straße, übern nächsten Kreisverkehr geradeaus drüber, höchstens fünf Minuten zu Fuss. Kreisverkehr und gerade drüber klappte, die Flutlichter waren zu sehen, aber die Straße ging bergab in Richtung eines Tunnels, während das Stadion oben in der Luft zu schweben schien. Also kehrt und am Kreisverkehr eine Gasse halblinks ausprobiert (inzwischen war der Anpfiff schon einige Minuten vorbei). Dort war zwar ein beleuchteter Trainingsplatz, aber kein Spiel. Wir dachten schon an Kapitulation, da erspähten wir einen Wegweiser:
Also weiter, ab ins halbdunkle Industriegebiet. An jedem Abzweig wies uns ein neues Schild den Weg und die Flutlichter kamen allmählich näher. Nur die 5-Minutenangabe des Kneipers hatte sich am Ende locker verzehnfacht, denn an der letzten Gabelung folgten wir brav dem Pfeil nach links und hatten es nach einem knappen letzten Kilometer endlich geschafft. Rechts herum wären es, wie wir beim Rückweg feststellten nur 300 m gewesen. Aber egal, wir waren in der Halbzeitpause bei einer 2:0-Führung der Wanderers angekommen.
Zunächst brauchten wir dringend etwas Flüssigkeit im Tank und begaben uns deshalb auf die rechte Tribünenhälfte unters schwarz-gelb Qormi-Volk. Das Getränkeangebot war sehr umfassend:
Der Ground besteht faktisch aus einem Spielfeld mit einer Hauttribüne, die mit etwa 2000 Leuten gefüllt war. Das Spiel selbst bewegte sich etwa auf unterem Drittligaliganiveau. Qormi rannte pausenlos an, während Sliema sich am eigenen Strafraum "eingegraben" hatte und clever auf Konter lauerte. Letzteres erfolgreich und es stand zum Schluss 4:0. Wir wechselten zwischendrin mal die Tribünenhälften und stellten uns in den Wanderers-Block. Die Stimmung an sich war sehr emotional, da merkt man den Maltesern ihre arabischen Wurzeln an, und jeder Fehlpass beispielsweise wurde lautstark und böse kommentiert.
Nach dem Spiel ging es zurück ins Zentrum von Paola. Die Busse sollten bis 23 Uhr fahren. Nach einer Viertelstunde vergeblichen Wartens fragten wir einen Ladenbesitzer, der gerade seine Jalousien herabließ und der teilte uns mit, dass der letzte Bus 22 Uhr gefahren ist - es war 22.20 Uhr. Und einen zentralen Taxiruf gäbe es nicht, man müsste schon die Privatnummer eines Taxifahrers kennen. Sch... Also ab zu Fuß Richtung Valetta/Sliema, wir hatten heute ja auch erst gefühlte 66 km in den Füßen, und immer einen Blick auf die Autos, vielleicht gibt es ja eine Fahrgelegenheit. Und wirklich hielt nach einer Weile ein Kleinbus: "Taxi?" (Es leben die Nebenverdienste!)) Nach kurzem Handeln waren wir uns über den Fahrpreis einig und landeten wohlbehalten vorm Hotel. Das maltesische Nationalstadion in Ta Qali
Irgendwann hatten UEFA und FIFA die Faxen dicke
und verlangten von Malta einen Rasenplatz für Länderspiele. So wurde so um 1980
herum das Nationalstadion in Ta Qali errichtet. 2002 wurde dann der "Millennium
Stand", die neue Haupttribüne eingeweiht. Das All-seater-Stadion fasst 18.000
Zuschauer. Die Besichtigung war gar kein Problem: mit dem Lift in die oberste
Etage des "Millennium Stand" und prompt schloss ein älterer Herr vom
maltesischen Verband - der auf dieser Etage seinen Sitz hat - die Glastür zur
Tribüne auf.
Und während man in Malta jahrzehntelang auf Hartplätzen gebolzt hat, wurde in Regensburg das Spiel gegen den FCC wegen "steinhartem und vereisten" Platz abgesagt. Fotos vom angeblich unbespielbaren Platz entstanden am 26.02.2011 (dem ursprünglichen Spieltermin) um 10.30 Uhr:
Alle Fotos: U. Kaiser (C) 2011 |
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