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Monaco 2001, Supercup-Finale:
3 Tage, 2800 km im Auto, 6 Länder (D - A- CH - I -
FR - MC und zurück), sauheiß, 2 Fußballspiele (außer dem Supercup-Finale noch
Jena - Riesa 1:0) und Touri-Einlage mit 5 Alpenpässen in der Schweiz. - Soll niemand
behaupten, daß die ein KurzURLAUB war. *ggg* Die Fotos zum Nachbestellen gibt es hier. 3 Tage, 2800 km, 2 Fußballspiele, 5 Alpenpässe als Kurzurlaub konnte man diese Tage wahrlich nicht bezeichnen, wir waren hinterher regelrecht "breit". Das erste Erlebnis hatten wir mit unserer Kartenbestellung. Auf meine schriftliche Bestellung in Liverpool für 2 Tickets rührte sich zunächst nichts. Erst am Montag vor der Match fand ich einen Spruch auf meiner Mailbox, ich solle doch mal in Liverpool unter einer angegebenen Telefonnummer zurückrufen. Nur leider wußte unter dieser Nummer hinter der sich das Ticket Office des LFC verbarg zunächst niemand, warum ich zurückrufen sollte, die entsprechende Kollegin war auch noch beim dritten Rückruf außer Haus. Sie würde mich auf alle Fälle sofort zurückrufen... Dies tat sie dann auch am Mittwoch ! Eigentlich würde es nur Karten für Mitglieder des Official Supporters Club geben (meine Frau ist da kein Mitglied), aber auf Grund der besonderen Umstände mit meinem kaputten Bein wäre so ein 3-Tages-Trip zu anstrengend gewesen bekäme ich trotzdem 2 Karten. Sie hätte aber vergessen, diese uns rechtzeitig zu schicken, deshalb würde sie unsere persönlichen Angaben nach Monaco faxen und wir sollten uns die Karten in Monaco direkt am Stadion abholen, man wüßte dort Bescheid. Karten hin und her, wir wären sowieso gefahren. Also am Donnerstag nachmittag rein ins Auto und mit schwerem Gasfuß Richtung Süden. Eine halbe Stunde vor Mitternacht waren wir kurz vor der italienischen Grenze an einer Raststätte und bezogen unser Nachtquartier im Kofferraum unseres Kombis. Früh halb 7 gings nach dem Frühstück weiter, vorbei an den italienischen Straßenräubern (manche sagen auch Mautstellen dazu) und klangvollen Namen auf den Wegweisern: Mailand, Turin, Genua. Ab Genua verläuft die Autobahn parallel zur Küste des Mittelmeers und erfreut den Reisenden mit einem ständigem Wechselspiel von Brücken mit teilweise phantastischen Ausblicken und Tunneln. Monaco liegt unmittelbar hinter der italienisch-französischen Grenze. Einen faszinierenden Anblick des Fürstentums hat man bereits bei der Anfahrt von der Autobahn von einem weit über der Stadt auf einer Felsklippe liegendem Hotel. Zügig rollten wir weiter und verpaßten vor lauter Umgucken prompt das Abbiegen Richtung Zentrum. Kurz nach dem Schild "Nizza 20 km" (das liegt wirklich gleich "um die Ecke") wendeten wir und durften uns jetzt in einem langen Stau anstellen. Das Stadion "Louis II" findet man relativ leicht, wenn man weiß, das es im Stadtteil Fontvielle liegt. Nach 2 Runden um den Stadionkomplex, in dem sich u.a. 2 Schwimmhallen befinden und das Fußballstadion im dritten (!) Stockwerk liegt, stellten wir das Auto in der Tiefgarage ab. Beim Aussteigen wurde uns blitzschnell klar, was das Außenthermometer bereits seit Stunden androhte es war sauheiß ! Klimaanlage sei Dank hatten wir von dem treibhausmäßigen Wetter mit weit über 35° Celsius bisher nichts mitbekommen. Trotzdem beschlossen wir nach einem Blick auf den Stadtplan, den Weg zum Hafen und zum Stadtzentrum zu Fuß anzutreten. Zunächst wollten wir unser Kartenproblem klären. Auskunft: die Kasse, an der die zurückgelegten Tickets ausgegeben werden, öffnet um 18.00 Uhr. Monaco ist wirklich bloß ein "Dorf": Obwohl wir um den berühmten Felsen herum marschieren mußten, waren wir nach 20 min bereits am Hafen, in dem man die verschiedensten Yachten der Reichen und Superreichen bestaunen konnte. Unterwegs liefen uns neben den in eleganten Rot gekleideten Liverpooler Fans etliche Typen über den Weg, die anscheinend direkt dem Urwald nördlich der Alpen entsprungen waren. Ihre dumpfe Lautsprache verriet sie schnell als Bayern... *g* Eigentlich hätten wir uns am Hafen bereit
komplett umziehen und duschen müssen, die monegassische "Sauna" hatte ganze
Arbeit geleistet. Wir beschränkten uns vorerst auf eine Hafenrundfahrt. Auf dem Wasser
ging ein leichtes Lüftchen, daß die äußeren Umstände wieder erträglich machte und
uns die phantastischen Ausblicke auf das Reich von Fürst Rainier III. mit seinen nur 220
Hektar und 30.000 Einwohnern genießen ließ. Zurück am Stadion besorgten wir uns erst mal genügend Programme für die Daheimgebliebenen und matteten noch ein Stündchen im Auto in der relativ kühlen Tiefgarage ab. Punkt 18 Uhr reihten wir uns in die Schlange vor der Kasse ein, zeigten brav unsere Ausweise... und bekamen anstelle der Tickets nur ein Kopfschütteln. Nein, für uns wäre nichts hinterlegt. Die einzige, die Englisch verstand, erklärte uns, daß hier nur Karten bereitlägen, die über den AS Monaco reserviert worden wären, von Liverpool-Karten oder einem Fax aus Liverpool wäre ihr nichts bekannt und wir sollten doch mal am Eingang des Gästeblocks nachfragen. Zu diesem Eingang gelangten wir gar nicht erst, da weit vorher abgesperrt war und man nur mit Karten (!) durchkam. Nach einigen Minuten Debatte und Nachfragen mit Ordnern, Polizisten und einem Typen mit UEFA-Schild am Jackett (ich wurde bei fast allen Gesprächspartner nie so richtig den Eindruck los, daß es sich bei mir um einen potentiellen Gewalttäter handelt, der hinter Gitter gehört) schickte man uns wieder zurück zum Haupteingang. Also neuer Anlauf vergeblich. Wieder wurden wir recht schnippisch von der Tussi abgebürstet, die anderen verstanden nur französisch (oder wollten es nur verstehen). Ein Versuch an der UEFA-Kasse scheiterte auch, obwohl die Dame gut deutsch sprach, erklärte sie sich für nicht zuständig. Nun hatten wir langsam einen sehr dicken Hals. Sollte die ganze Tour umsonst gewesen sein ? Plötzlich entdeckten wir jenen UEFA-Typen wieder, der uns bereits am Gästeeingang hatte abblitzen lassen. Sein Gesprächspartner (ebenfalls als Offizieller ausgeschildert) machte einen noch wichtigeren Eindruck, also nichts wie hin zu ihm. Endlich waren wir auf jemanden gestoßen, der überhaupt erst einmal bereit war, eine Minute in Ruhe zuzuhören: "I have understand your problem. Please wait a moment !" Das klang schon wie Musik in unseren Ohren. Er ging zu einem Ordner, diskutierte eine Weile und winkte uns heran: der Ordner würde uns zu unseren Plätzen führen. Ehe wir uns versahen waren wir ohne Tickets und ohne jegliche Kontrollen (ich konnte gerade noch so eine leere Coladose in die bereitstehende Mülltonne werfen) auf der Haupttribüne. Auf den Plätzen für Rollstuhlfahrer stellte man uns 2 Stühle hin und wir waren happy. Aber vorerst guckten wir uns völlig entgeistert an, weil plötzlich alles so schnell klappte. (Übrigens habe ich bis heute den Verdacht, daß wir nicht auf Grund eines Telefaxes aus Liverpool reingekommen sind, sondern weil wir an jemanden geraten waren, der unsere unglaubliche Story glaubte. Vielen Dank an den unbekannten UEFA-Menschen !) Das Spiel selbst verlief blendend. Trotz der akustischen Überlegenheit der Bayern-Kurve (dagegen nur knapp 1000 Leute in der Liverpooler Kurve, die zu zwei Dritteln leer war) und der optischen Dominanz der Bayern auf dem Rasen, die allerdings nur in Leerlauf bestand, machte Liverpool aus 3 Chancen 2 Tore: erst versenkte Riise eine Eingabe von Owen, dann warteten 2 Verteidiger auf Heskeys Abspiel, der zog jedoch Richtung Tor durch und machte das 2:0 selbst. Die VIPs in unserer Umgebung, die anstatt ins Theater eben mal mit ihrer Gattin zum Fußball gegangen waren (in entsprechenden Nobelklamotten) hatten wenig Verständnis für meinen "bescheidenen" Torjubel. Überhaupt benahmen sich die meisten Leute in diesem Tribünenteil opernmäßig, sicherlich wußte manche noch nicht einmal, worum es bei diesem Spiel ging. Aber man war sich bei diesem wichtigen gesellschaftlichen Ereignis dabei... Zum Kotzen! Unmittelbar nach der Pause war Luftsprung
Nummer 3 fällig, als Owen den ersten Angriff erfolgreich abschloß. Selbst das 1:3
brachte Liverpool nicht dazu, von der ruhigen Kontrolle des Spiels abzugehen. Nur so
zwischen der 70. und 80. Minute wurde nochmals richtig Druck gemacht und sofort ergaben
sich Chancen; leider verpaßte es der eingewechselte Fowler, mit einem eventuellen vierten
Tor den Bayern den endgültigen K.o. zu verpassen. Schlußpfiff und alles stürzte los. Nur
wenige warteten die Pokalübergabe und die anschließende Ehrenrunde des Siegerteams ab.
Bei dieser Gelegenheit demonstrierten die Bayern-Fans die insgesamt eigentlich
einen guten Support ablieferten erneut ihre Blödheit: Hatten sie bereits bei der
Ansage der Aufstellungen ihre ehemaligen Bayern-Kicker Babbel und Hamann lautstark
ausgepfiffen, buhten sie auch, als die Liverpooler Spieler mit dem Cup vor ihre Kurve
kamen und Beifall in Richtung Zuschauer klatschten.
In der Nacht kutschten wir noch eine Stunde
im Stop-and-go durch das hellerleuchtete Monaco, das in der Dunkelheit richtig zum Leben
erwachte, bevor wir uns in einem Vorort ein ruhiges Plätzchen für unserer fahrendes
Hotel suchten. Dann hieß es "Au revoir, Monaco" und wir düsten via Italien Richtung Schweiz. Wenn wir schon mal in der Ecke waren, wollten wir auch jede Stunde ausnutzen und so starteten wir eine Rundfahrt: St.-Gotthard-Paß Furkapaß Rhone-Gletscher Grimselpaß Sustenpaß Oberalp-Paß (so viele Schweizer Pässe, und wir hatten immer noch einen deutschen Ausweis in der Tasche *ggg*). Lenkradkurbeln ohne Ende und bei strahlendem Sonnenschein eine Aussicht, die den Mund offen stehen ließ. Unbeschreiblich ! In der letzten Nacht leisteten wir uns ein richtiges Bett in einem Gasthof auf irgendeinem Dorf hinter Lindau. Letzte Station des langen Wochenendes war das Jenaer Ernst-Abbe-Sportfeld, wo der FC Carl Zeiss mit einem 1:0-Sieg über Stahl Riesa seine Tabellenführung in der Oberliga verteidigte und unser schönes (dank Liverpool, Jena und den Schweizer Bergen) und spannendes (dank dem Ticket Office in Liverpool) Wochenende komplettierte. |
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